fbpx

Die richtige Fluoriddosierung als Kariesprophylaxe im Säuglingsalter und Kleinkindalter (0-36 Monate)

Die richtige Fluoriddosierung als Kariesprophylaxe im Säuglingsalter und Kleinkindalter (0-36 Monate) – die neueste Empfehlung aus zahnärztlicher Sicht

Bereits kurz nach der Entbindung muss man sich die Frage stellen, ob man seinem Säugling Vitamin D in Kombination mit Fluorid verabreichen möchte. Vitamin D ist dabei als Monopräparat oder als Kombinationspräparat zusammen mit Fluorid entweder in Tablettenform oder als Tropfen erhältlich.
Während Vitamin D als Rachitisprophylaxe unbedingt verabreicht werden sollte, ist die Gabe von Fluorid an Neugeborene eine Thematik, welche selbst unter Kinderärzten und Zahnärzten sehr umstritten ist. Ganz klar, dass frischgebackene Eltern verunsichert sind, was nun das Beste für ihr Baby ist.

Fluorid wird als ein bedeutsamer Faktor in der Kariesprophylaxe angesehen. Fluorid macht u. a. den Zahn härter und widerstandsfähiger gegen Karies.
Wichtig ist es aber zu wissen, dass Karies keine Fluoridmangelerkrankung darstellt. Ebenso wichtig für die Prävention einer Karies ist daher zudem eine gute Zahnpflege, eine ausgewogene und möglichst zuckerarme Ernährung, die Vermeidung zuckerhaltiger Getränke in Säuglingsflaschen (v. a. Dauernuckeln an der Flasche) sowie die regelmässige Kontrolle beim Zahnarzt. Überdies spielt auch die eigene Mundgesundheit eine wesentliche Rolle, denn Karies verursachende Bakterien werden über fremden Speichel auf das Kind übertragen – meist durch
Küsschen oder Abschlecken des Löffels/Schnullers seitens der Eltern. Aus diesem Grund ist es im Rahmen einer primär-primär Prophylaxe bereits vor der Geburt von Bedeutung, die eigene Mundhygiene zu optimieren, um das eigene Übertragungsrisiko zu reduzieren: Denn je weniger Bakterien in unserem eigenem Mund vorhanden sind, desto geringer ist das Ansteckungsrisiko für unser Kind.
Entscheidend bei der Anwendung von Fluorid ist dabei, dass man als Eltern über die richtige Dosierung informiert ist: Einerseits sollte eine Überdosierung unbedingt vermieden werden, andererseits sollte natürlich die optimale kariesprophylaktische Wirkung ausgenutzt werden.

Eine zu hohe Dosierung von Fluorid kann vor allem in jungen Jahren Zähnen und Knochen auch Schaden zufügen. Dies kann z. B. im Bereich der Zähne zu einer sogenannten Dentalfluorose führen: Hierbei kommt es bei der Zahnentwicklung aufgrund überhöhter Fluoriddosen zu einer Mineralisationstörung des
Zahnschmelzes – der Schweregrad und die Häufigkeit einer Dentalfluorose nimmt mit zunehmender Fluoridkonzentration zu. Es wird davon ausgegangen, dass in Deutschland ca. 20% der Schulkinder diese Symptomatik aufweisen.
Fluorid ist hierbei für den menschlichen Körper allerdings kein essentieller Nährstoff. Die Aufnahme erfolgt nicht nur über kosmetische Produkte (Zahnpasta, Zahnseide, Spüllösung,..), sondern u. a. auch über feste Lebensmittel (z. B. Fisch, Wallnüsse, Spinat), über Flüssigkeiten (Trinkwasser, Mineralwasser, schwarzer und grüner Tee) sowie über fluoridiertes Speisesalz (1g fluoridiertes Salz entspricht 0,25 mg Fluorid). Darüber hinaus tragen auch Muttermilch und Säuglingsanfangsnahrung (insbesondere Produkte auf Sojaproteinbasis weisen einen hohen Gehalt an Fluorid auf) zur täglichen Fluoridaufnahme bei.
Somit ist die Zahnpasta nicht die einzige Fluoridquelle in unserem Alltag.

Aus diesem Grund ist eine Fluoridanamnese (d. h. eine Überprüfung aller möglichen Fluoridquellen) empfehlenswert, um eine Überdosierung zu vermeiden.
Als optimale Konzentration wird laut BfR eine tägliche Aufnahme von 0,05 mg Fluorid pro kg Körpergewicht angesehen, dabei sollten alle Aufnahmequellen berücksichtigt werden. Diese Dosis soll laut EFSA (2013) am besten gegen Karies schützen und dabei das geringste Risiko (ca. 10 %) haben, eine Dentalfluorose zu verursachen. Altersabhängige Referenzwerte für eine angemessene Fluoridgesamtzufuhr sind laut D-A-CH
(2015) 0,25 mg/Tag (0 bis 4 Monate), 0,5 mg/Tag (4 bis 12 Monate) und 0,7 mg/Tag (1 bis 3 Jahre).
Die korrekte Dosierung ist vor allem bis zum 8. Lebensjahr von besonderer Bedeutung, denn bis zu diesem Alter findet die Zahnentwicklung und Schmelzreifung der Zähne statt und Störungen in dieser Phase (z. B.durch eine übermäßige Fluoridinkooperation) können zu einer Dentalfluorose
führen. Neueste Empfehlungen raten dazu, auf eine Verabreichung von Fluorid in Tablettenform zu verzichten.

Der Gedanke hinter einer solchen Fluoridsupplementierung ist, dass das Fluorid schon bereits die Milchzähne stärken und auch die Entwicklung der bleibenden Zähne hinsichtlich ihrer kristallinen Struktur fördern soll. Expertenmeinungen zufolge ist dieser Sachverhalt aber nicht eindeutig belegt.

Als sinnvollste und effektivste Anwendung von Fluorid hat sich aus zahnärztlicher Perspektive die lokale Applikation dieses Stoffes auf die Zähne erwiesen, also durch direkten Kontakt mit dem Zahn in Form von Zahnpasta etc. Demzufolge ist eine systemische Gabe, d. h. also die Verabreichung von Fluorid in Tablettenform an Säuglingen nicht zu empfehlen.
Dies bedeutet für die frischgebackenen Eltern, dass erst mit dem Durchbruch der ersten Milchzähne (also mit ca. 6 Monaten) Fluorid in Form von Zahnpasta zum Einsatz kommen sollte. Wurde bis zu diesem Zeitpunkt jedoch bereits Fluorid in Tablettenform verabreicht, ist es wichtig sich für eine Form der Fluoridzufuhr zu entscheiden, also entweder in Form von Zahnpasta oder in Tablettenform.
So lautet die Empfehlung des BfR vom Mai 2018 , dass nur eine Form der Fluoridprophylaxe verwendet werden sollte: „Sobald mit dem Zähneputzen mit fluoridierter Zahnpasta begonnen wird, sollten keine Fluoridpräparate mehr eingenommen werden. Denn allein durch das Verschlucken von Zahnpasta können Kleinkinder etwa genau so viel Fluorid aufnehmen wie durch Tabletten oder fluoridiertes Salz.“
Beides zusammen zu benutzen sollte also unbedingt vermieden werden, da es sonst zu einer Überdosierung kommt, v. a. da die Kleinen nun auch Beikost erhalten bzw. mit am Familienessen teilnehmen und ggf. zusätzlich fluoridiertes Speisesalz zum Einsatz kommt.
Überdies sollte auf Zahnpasten mit Bonbon- oder Fruchtgeschmack verzichtet werden, um den Kindern nicht noch einen zusätzlichen Anreiz zum Herunterschlucken zu geben.
Die Zahnpasta sollte dabei einen Gehalt von 500 ppm Fluorid nicht übersteigen, wobei neuste Empfehlungen den Maximalwert auf 1000 ppm angehoben haben.
In jedem Fall ist es wichtig auch hier auf die korrekte Dosierung zu achten.

Bislang galt folgende Empfehlung :
Verwendung einer Kinderzahnpasta mit 500 ppm Fluorid.
Bis zum zweiten Lebensjahr sollte einmal am Tag mit einer „Reiskorndosierung“ geputzt werden und danach schließlich zweimal am Tag mit einer erbsengroßen Menge.

Die aktuellste Empfehlung lautet nun :
Ab dem Durchbruch des ersten Milchzahns soll eine Kinderzahnpasta mit 1.000 ppm Fluorid zweimal täglich in einer reiskorngroßen Menge und ab dem zweiten Geburtstag in einer erbsengroßen Menge verwendet werden. Alternativ kann in den ersten beiden Lebensjahren auch eine Zahnpasta mit 500 ppm Fluorid zweimal in einer erbsengroßen Menge zum Einsatz kommen.
Natürlich sollte das Putzen bis etwa sieben Jahre durch die Eltern erfolgen.
Sollte der Zahnarzt eine hohe Kariesaktivität bzw. ein hohes Kariesrisiko feststellen, können nach Absprache zusätzliche Maßnahmen der Fluoridierung notwendig sein. Dabei muss aber beachtet werden, dass die empfohlenen Tagesdosis nicht überschritten wird.

Quellen:
1. https://www.bfr.bund.de/cm/343/fuer-gesunde-zaehne-fluorid-vorbeugung-bei-saeuglingenund-kleinkindern.pdf

2. D-A-CH (Deutsche Gesellschaft für Ernährung, Österreichische Gesellschaft für Ernährung, Schweizerische Gesellschaft für Ernährung). Referenzwerte für die Nährstoffzufuhr. 2. Auflage 1. Ausgabe, Neuer Umschau Buchverlag, 2015.

3. https://www.zmk-aktuell.de/fachgebiete/prophylaxe/story/fluoride–wirkungsmechanismenund-empfehlungen-fuer-deren-gebrauch__977.html

4. https://www.zm-online.de/archiv/2019/17/zahnmedizin/zwischen-kariespraevention-unddentalfluorose/seite/3/

Für diesen Gastbeitrag  bedanken wir uns recht herzlich bei
Stephanie von der Firma Dentiboo 

4 Kommentare zu „Die richtige Fluoriddosierung als Kariesprophylaxe im Säuglingsalter und Kleinkindalter (0-36 Monate)“

  1. Hallo,
    Vielen Dank für den tollen Beitrag.
    Meine Frage ist hoffentlich ok, da sie nicht direkt etwas mit dem Beitrag zutun hat.
    Wir nehmen zum Beispiel nur Vitamin D tropfen seit 2 Wochen sind bei meinem kleinen(5 1/2 Monate) aber die ersten 2 Zähnchen gekommen (wie süss) ich putze gerade ohne Zahncreme weil ich mir total unsicher bin wegen der Zahncreme er kann sie ja nicht ausspucken wir bräuchten aber ja eine mit Fluorid…ist das bei so kleinen normal das die, die Zahncreme dann schlucken oder gibt es da en Trick wie man den Mund ausspülen kann?
    Vielen Dank schonmal für ne Antwort

  2. Bitte informieren Sie doch mal über den Unterschied zwischen Natriumfluorid und Calciumfluorid und der jeweiligen Wirkung auf den Körper. Mit Natriumfluorid kann der Körper nämlich überhaupt nichts anfangen.

    1. Liebe Antje! (Ich hoffe der Name ist richtig )
      Vielen Dank für deine Anmerkung.
      Vielleicht hast du Lust es mir zu erklären, wenn du ein anderes Hintergrundwissen hast.
      Es geht dabei schon in die reine Chemie hinein, wo ich leider im Augenblick passen muss.
      Ich wünsche dir einen schönen Tag! Liebe Grüße Kathrin

Kommentar verfassen

Nach oben scrollen